Hier beherrschen vor allem die grauslichen Hexen aus ganz Oberschwaben das Straßenbild. Einige "brave" Hexen verteilen aber auch Bonbons an die zuschauenden Kinder. | |
Aulendorfer Hexen |
"Liebe" Hexen verschenken Bonbons |
Schellennarr |
Ein Bild bunter Farben mit Hexen, Kißlegger Hudelmale,
Amtzeller Zigeunerinnen, Härtsfeldnarren, Moorhexen, Tettnanger
Feuerhexen, Argentaler Wickinger, Ramschwager Burgnarren,
Bludenzer Schludriluser, Wasenmoosgeister, Flachsnarren, Aneweible
und viele
Narrenfiguren der Narrenzünfte aus dem gesamten Oberschwaben
und dem benachbarten Österreich prägte für drei Stunden bei
herrlich warmem Wetter die Altstadt und rückte die „fünfte
Jahreszeit“ in den Mittelpunkt des Geschehens. Spielmannszüge. Lumpenkapellen, Schalmeien- und Trommlerzüge sorgten lauthals für närrische Musik. Rund 12000 Menschen säumten die Straßen und genossen die schwäbisch-alemannische Fastnacht, bei der strenge Regeln gelten und die Mitgliedschaft in einem der oberschwäbischen Narrenzünfte zur Pflicht eines jeden Narren gehört. Ein bunter Reigen ausgewählter Bilder soll einen Einblick in den großen Narrensprung ( man sagt nicht Fastnachtsumzug!!) des Jahres 2014 geben. Die Narrenzünfte gehören zum Brauchtum Oberschwabens mit jahrhundertealter Tradition. |
Aneweible |
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Gräuliche Hexen |
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Trauriger Abschied von der Fasnet In der Nacht vom Fastnachtsdienstag zum Aschermittwoch wird der Narrenbaum gefällt, weinend und trauernd Abschied genommen und das Trauerlied angestimmt: „ Ohjerum, ohjerum-die Fasnet hot a Loch“. Die Realität am Aschermittwoch Mit dem Aschermittwoch beginnt die 40 tägige Fastenzeit, die bis zum Karfreitag andauert. Das Aschenkreuz auf dem Haupt der Gläubigen erinnert an das Ende des Lebens. Übrigens ist das Fasten immer mehr im Kommen, nicht nur der Gesundheit wegen. Eine innere Einkehr tut jedem gut und ist eine besinnliche Vorbereitung auf Ostern. |
Hexen |
Auch am Rosenmontag des Jahres 2013 trafen sich die oberschwäbischen
Narrenzünfte zum traditionellen Narrensprung in der Wangener Altstadt. Nach dem Informationsblatt der Wangener Narrenzunft nahmen 76 Narrenzünfte und Fanfarenzüge am diesjährigen Narrentreffen bei eiskalter Witterung teil. Der Narrensprung dauerte über zwei Stunden.
Aus Holz geschnitzte Hexenmasken |
Im Banne der Hexen |
In Oberschwaben gibt es keinen Faschingsumzug, sondern
einen Narrensprung. Die Narrenzünfte haben eine jahrhundertealte Geschichte
und sind oft strengen Regeln unterworfen. Jedes Mitglied einer Narrenzunft
weiß sich dem historischen Brauchtum und der Tradition verpflichtet. Oft treffen sich ganze Familien- Eltern und Kinder- , um gemeinsam im „Narrenhäs“ ( Narrenkleidung ) an den Umzügen vieler oberschwäbischer Narrenzünfte in den Städten teilzunehmen. Dabei ist das „ Häs“ streng vorgeschrieben, da es historischen Ursprüngen entstammt.
Auch bei weiteren Festen im Jahresverlauf sind die Mitglieder der Narrenzünfte
präsent.
Die folgenden Bilder sollen einen ausgewählten Eindruck vom Narrensprung am 11. Februar 2013 vermitteln.
Hexen schnappen sich Zuschauer |
Hexen |
Kräuterweible |
Nette Kätzchen |
Gräuliche Masken |
Furchterregende Hexen in Aktion
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Furchterregende Hexen |
Benachbarte Narrenzunft |
Narrenzunft Talheim - Narrenruf: Dalemer - Deifel |
Rot-weiße Plätzler der Plätzlerzunft aus Altdorf - Weingarten 1348 e.v. mit der Schweinsblase und dem Narrenruf Breisgau-Ofaloch |
Wertvolle Teufelsmasken aus Holz |
Die schwäbisch-alemannische Fastnacht hat eine lange Tradition
Traditions- und Brauchtumspflege ist den Bewohnern des Allgäus und Oberschwabens äußerst wichtig. Daher feiern sie in den Wochen und Tagen vor Beginn der Fastenzeit nicht Fasching oder Karneval wie in anderen Gegenden, sondern Fastnacht oder Fasnet.
Aneweible |
Es gibt keine Prinzenpaare, sondern Hästräger,
Narren und schwäbisch-alemannische Narrenzünfte mit Zunftmeistern und Narrenräten, die auf die Einhaltung der strengen Zunftregeln achten. So waren früher die Schmiede, die Leineweber, die Handwerker, die Bäcker und die Kaufleute in solchen Zünften vereinigt. Sie bestimmten auch vielerorts im Südwesten Deutschlands das Treiben in den närrischen Tagen, das nach festen Regeln verlief und bis heute noch streng geordnet ist. Vom Narrenhäs bis zum Narrensprung am Rosenmontag oder an einem der drei närrischen Tage vor Aschermittwoch waren genaue Vorschriften zu beachten. Für die Narren oder Hästräger gibt es noch heute eine klare“ Häsordnung“. So dürfen beispielsweise nur Mitglieder einer Narrenzunft am Narrensprung teilnehmen. Im Jahre 1924 vereinigten sich die schwäbisch-alemannischen Narrenzünfte, um Tradition und Brauchtum zu pflegen. |
Wortbedeutung und Herkunft Nach einer Deutung kommt Fastnacht von die „ die Nacht vor dem Fasten“. Gemeint ist der Tag vor Aschermittwoch , dem ersten Tag der sechswöchigen Fastenzeit. Fastnacht kann auch vom mittelhochdeutschen Wort „Vaselnaht“ oder „faseln“ abgeleitet werden. Ab dem 12. Jahrhundert waren damit die letzten drei Tage vor Beginn der Fastenzeit gemeint. Dies kann auch mit der Vertreibung des Winters zusammen- hängen. Doch da Fastnacht vor allem in katholischen Gegenden gefeiert wird, gaben sich die Menschen in früheren Jahrhunderten noch einmal den irdischen Genüssen hin, bevor sie die kommenden strengen Fastenregeln einhalten mussten. Die Hästräger weisen heute noch auf frühere geschichtliche Gegebenheiten hin. So weisen die „Aneweible“oder „Schellenweiblein“, der „Flachsnarr“ und der „Spindelnarr" aus Wangen auf den Flachsanbau und die Zunft der Leineweber hin. Die Aulendorfer Hexen, der Hofnarr aus Tettnang, die Plätzler aus Altdorf-Weingarten, oder der Federhannes aus Rottweil sind nur eine kleine Auswahl bekannter geschichtlicher Narrenfiguren. Die wertvollen kunstvoll geschnitzten Holzmasken sollen ebenfalls nicht unerwähnt bleiben. |
Narrenrufe -Fastnachtswunsch Die Narrenzünfte haben ihre eigenen Narrenrufe: Narri, narrum- nimm nix krumm, (Leupolz) Gockelores- Kikeriki (Friedrichshafen) Schnarregagges-Heidenei (Kisslegg) Schelle, Schelle- Schell-au (Wangen) oder Weihergeist -Hu-Hull (Narrenmzunft Weißensberg) Fastnachtswunsch: Die Menschen in Oberschwaben wünschen sich gegenseitig eine „Glückselige Fasnet“. Geistliche Spiele – zur Vorbereitung auf hohe Feiertage Vor den kirchlichen Hochfesten wie Ostern, Weihnachten, Pflingsten und Fronleichnam wurden in einigen Städten geistliche Spiele aufgeführt. Sie dienten vor allem der Erbauung, der Meditation und der Missionierung. Da die Menschen des Mittelalters nicht lesen und schreiben konnten, waren die geistlichen Spiele auch eine biblische Informationsquelle für die Bürger der Stadt. |
Narrenzunft Wangen |
Passionsspiele |
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Die Passionsspiele, die am Evangelientext ausgerichtet waren, hatten biblische Ereignisse wie das Leiden und Sterben Jesu zum Inhalt. Sie wurden im 12. bis zum 15. Jahrhundert in der Fastenzeit und zu Ostern in lateinischer-, mittelhochdeutscher- und später auch in der Umgangssprache aufgeführt. Die vorösterlichen Passionsspiele |
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Hexen in Aktion |
Narrenzunft Seegockel Friedrichshafen |
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Bekannte Spielorte waren Donaueschingen, Benediktbeuren, St. Gallen und weitere Orte in Süddeutschland und Tirol. In den Oberammergauer Passionsspielen lebt die Tradion der biblischen Verkündigung bis heute weiter. |
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Osterspiele und Fastnachtsspiele Die Osterspiele hatten das Ostergeschehen um die Auferstehung Jesu zum Inhalt. Auch die Fastnachtspiele waren zunächst auf Ostern ausgerichtet. Später arteten sie jedoch aus. So machten sich die Spieler über bestimmte Stände lustig, sie tobten sich aus und ihre Sprache wurde deftig, grob, ja sogar obszön. |
Weitere Eindrücke vom Wangener Narrensprung am Rosenmontag, 20. 02. 2012
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Literaturnachweis:
Durch das Jahr-durch das Leben Kösel 1968;
Meine Heimat Wangen im Allgäu 1992;
SZ Ausgabe Wangen vom 21.01.2012;
Wikipedia;
Faltblatt Großer Narrensprung in Wangen 2012;
Eigene Erkenntnisse;
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