Das Gnadenbild „Maria vom Blut“
Am Hochaltar der Pfarr- und Wallfahrtskirche„ St. Philippus und Jakobus“
in Bergatreute (Kreis Ravensburg) befindet sich das Gnadenbild „Maria vom Blut“. Doch wie kam dieses wundertätige Gnadenbild vor 325 Jahren nach Bergatreute in Oberschwaben?
Der Ursprung des Gnadenbildes war ein Fresko mit einer Madonna
an der Fassade der Kirche im oberitalienischen Dorf Re. Ein kräftiger und
mutwilliger Steinwurf traf das Gesicht Marias und des Jesuskindes am
29. April 1494.
Das Gnadenbild "Maria vom Blut " im Hochaltar . |
Daraufhin soll Blut aus der Steinwurfwunde von Maria und Jesus herausgeronnen und über deren Gesichter getropft sein. |
Volksfrömmigkeit und Kindertaufen Viele Mütter ließen ihre neugeborenen Kinder vor dem „wundertätigen Gnadenbild“ in Bergatreute von Pfarrer Mietinger taufen. Sie kamen von überall her, auch aus den benachbarten Regionen. |
Ein Kind tot auf die Welt zu bringen, belastete die Eltern in früheren Jahrhunderten nicht nur deshalb schwer, weil sie den Verlust ihres Kindes verschmerzen mussten, sondern auch , weil das ungetaufte Kind nach ihrer Vorstellung nicht unmittelbar in den Himmel kommen konnte, denn nur die Taufe konnte es von der Erbsünde erlösen. Die ungetauften, tot geborenen Kinder kamen daher zunächst in einen Art „Warteraum „oder „Vorhimmel“. Erst von dort konnten sie nach geraumer Zeit des Wartens und Bangens von Gott erlöst werden. Dies wollten die Eltern ihrem tot geborenen Kind nicht antun. Auch solche Eltern fanden den Weg nach Bergatreute. In seinem Buch
schreibt Alexander Hepp, dass von 1688 bis 1697 etwa 2042 Taufen
tot geborener Kinder vollzogen worden seien. Die toten Kinder
wurden eingeschnürt und eng eingewickelt. Beim Aufschnüren „bewegten“ sie sich manchmal, obwohl sie schon tot waren. Aber wegen
dieses „Lebenszeichens“ konnte sie Pfarrer Mietinger taufen. Auch erhofften sich die Eltern noch ein echtes Lebenszeichen vor dem Gnadenbild. |
Pfarr- und Wallfahrtskirche
von Bergatreute |
Eigene Anmerkung |
Wallfahrtskirche Pfärrich |
Hoch oben über dem Argental, zwischen der Großen Kreisstadt Wangen und der Gemeinde Amtzell, blickt eine der ältesten Wallfahrtskirchen Oberschwabens über eilig Vorbeifahrende und geruhsame Wanderer herab. Die Rede ist von der altehrwürdigen Pfarr-und Wallfahrtskirche Mariä Geburt in Pfärrich, die mit ihrem grünen Turm weithin sichtbar ist und zu der noch heute viele Wallfahrer das ganze Jahr über hochpilgern. Die Fastenfreitage, die Feste Mariä Lichtmess (2. Februar) und Mariä Himmelfahrt mit der Weihe der Kräuterbüschel (15. August) gehören zu den Pfärricher Hochfesten im Jahresverlauf. | Wallfahrtskirche Pfärrich |
Die Jakobsmuschel oder Pilgermuschel und der Pilgerstab sind noch heute Zeichen frommer Pilgerschaft , die nach der Verwüstung der Wallfahrtskirche durch die Schweden im Jahre 1645 einen neuen Aufschwung genommen hatte. Es begann eine Blütezeit der Kirche und der Wallfahrten. Früher waren die Wallfahrer zu Fuß einen ganzen Tag unterwegs.Die frommen Votivtafeln, die die hilfesuchenden Menschen an der hinteren Innenwand der Kirche anbrachten, weisen auf Erhörung der Gebete hin. |
Hl. Jakobus mit Muschel und Pilgerstab |
Alte Votivtafel: Dank für die Rettung aus großer Not |
Die anderthalbjährige Magdalena Spieß wurde aus der Wolfegger Ach gerettet, in die sie in einem unbeobachteten Moment gefallen war. Sie kam wieder zu Bewußtsein. Die Eltern unternahmen zum Dank eine Wallfahrt nach Pfärrich und ließen diese Votivtafel malen (1680). |
Votivtafel: Eine besorgte Mutter bittet um Hilfe für ihr krankes Kind |
Dank für die Genesung eines Kindes |
Der heute berühmteste Wallfahrtsweg ist der Jakobsweg nach Santiago de
Compostela ( Spanien) zum Grab des Apostels Jakobus. Durch Süddeutschland
führten viele Pilgerwege über Frankreich zu diesem berühmten spanischen Wallfahrtsort, der gerade heute wieder von vielen jungen Menschen in tagelanger Wanderung mit Rucksack und Pilgerstab aufgesucht wird.
Sicher führte einer davon auch durch Pfärrich, vorbei an der Wallfahrtskirche
Mariä Geburt, zur meditativen Einkehr und zur Mitfeier des Wallfahrtsgottesdienstes. Jakobsmuschel und die Jakobusfigur mit dem Pilgerstab weisen
jedenfalls darauf hin. |
Votivbild aus dem Jahre 1775 Gestiftet als Dank für die Rettung aus Seenot |
Heutige Votivtafeln an der hinteren Kirchenwand |
Bei dieser Votivtafel handelt es sich offenkundig um eine Messerattacke in einer nahen Gastwirtschaft im heutigen Geiselharz bei Amtzell.Der Angreifer (rechts) hält ein Messer in der rechten Hand. Der Angriff erfolgte während eines Spiels. Die links dargestellte Person ist offenbar Johan Binzer, der angegriffen worden ist und gerettet wurde. Der Orginaltext unter der Votivtafel lautet: |
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Zur Entstehung der weithin bekannten Wallfahrtskirche ist folgende Legende
überliefert. Ein Ochse soll auf einer Wiese in Pfärrich gescharrt haben. Dadurch
wurde ein kostbares Kreuz sichtbar. Aus diesem Anlass wurde an dieser Stelle eine Kapelle im Jahre 1377 erbaut. Dieses „religiös gedeutete Ereignis“ ist
im Deckenfresko im Chor der Kirche dargestellt. Die gegenüberliegende Gaststätte zum Ochsen hat vor dem Eingang als Wirthausschild einen Ochsen. |
Man muss selbst dorthin gewallfahrtet sein, um das Gotteshaus in seiner ganzen
Schönheit und Vielfalt auf sich wirken zu lassen, in dem gotische und barocke
Baustile vorherrschen. Es soll noch einmal auf das „barockisierte Chorgewölbe“ mit der Gründungslegende verwiesen werden. Besonders eindrucksvoll offenbart sich dem Besucher die Piéta, die von Bildhauer Peter Paul Metz 1853 gestaltet worden ist. Sie zeigt Jesus nach der Kreuzabnahme im Schoß Marias. Apostel, Kirchenlehrer und Heilige schmücken die Seitenaltäre und den Innenraum der Kirche, die im Laufe der Jahrhunderte immer wieder erweitert und renoviert worden ist. |
Altarbild (Hauptaltar ) |
Deckenfresko (1716) im Barock-Chorgewölbe mit der Gründungslegende der Kirche und den Wappen der Haken (links), der Humpis (rechts) , Österreichs (unten) und der Bischöfe von Konstanz (oben) |
Der Hauptaltar mit der Pfärricher Pietà von Bildhauer Peter Paul Metz (1853) Jesus nach der Kreuzabnahme im Schoß Marias |
Die künstlerisch gestaltete Kanzel |
Der Hauptaltar mit den 4 Seitenaltären |
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1. Station: Jesus wird zum Tode verurteilt |
Rokokreuzweg: III. Station - Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz |
Szenen aus dem Rokoko-Kreuzweg: XII Station: Jesus stirbt am Kreuz |
Holzplastik (um 1715) Judas Thaddäus als Apostel und Märtyrer |
Der Marienbrunnen |
Anna Selbdritt (um 1685) (Barock) an einem Nebenaltar |
Wer sich vertiefend auch über die Geschichte der Kirche informieren möchte, den verweise ich auf die Broschüre „Pfärrich- Pfarr- und Wallfahrtskirche“ 1. Auflage 2001 Kunstverlag Josef Fink. Benutzte Quellen: |
Seit dem Mittelalter gibt es vor allem in Süddeutschland den Brauch, Fatschenkinder herzustellen und zu verehren oder Seelentrösterlein zu verschenken. |
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Besonders in den Frauenklöstern des Mittelalters wurden Fatschenkinder in vielfältigen Ausführungen um die Weihnachtszeit in wertvollen kleinen Schränkchen ausgestellt oder in einer Wiege liegend verehrt.
Die Figuren aus Wachs zeigen das neugeborene Jesuskind, das in goldene, silberne und reichlich verzierte Tücher und Bänder sehr straff eingewickelt ist. Fatschen bedeutet wickeln, lat.fascia-Wickel.
Eines der bekanntesten Fatschenkinder ist das „Prager Jesulein“. |
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Der Überlieferung nach wurden die neugeborenen Kinder deshalb so streng gewickelt, damit sie durch die körperliche Ruhestellung schön gewachsene Glieder erhielten und ihr Wachstum gefördert werde. Die Verehrung des in bunte Bänder gewickelten Jesuskindes in den Frauenklöstern Süddeutschlands , Südbayerns und Österreichs soll auf die hochmittelalterliche Mystik zurückgehen und bis ins 18. Jahrhundert angedauert haben. |
Fatschenkinder, Seelentrösterlein und ein Prager Jesulein |
Der Eintritt in ein Kloster bedeutete für die Novizinnen ein herber Einschnitt in ihr
bisheriges Leben. Sie mussten ihr Zuhause verlassen und sahen sich einer fremden Welt ausgesetzt. Eltern, Geschwister, Nachbarschaft , Freundinnen und
die vertraute Heimatlandschaft mussten sie für ein Leben in fremder klösterlicher Zurückgezogenheit und in Klausur eintauschen . In dieser Situation sollte ein Seelentrösterlein, das ihnen die Eltern gespendet haben, Trost und Zuversicht vermitteln. Solch ein Seelentrösterlein war ein Jesuskind, das die jungen Klosterfrauen in ihre Klausur mitnehmen und im Verlauf des Jahres mit kostbaren Gewändern ausstatten durften. So entstand für Jahrhunderte eine besondere Jesuskind-Verehrung. |
Im württembergischen Weingarten ist noch bis 31.März 2013 im Dachgeschoss des Museums eine Ausstellung von Fatschenkindern und Seelentrösterlein zu sehen (hier geht's zum Flyer), die Museumsgründer Jürgen Hohl aus ganz Oberschwaben zusammengtragen hat. Viele dieser ausgestellten Kleinode hat Museumsleiter Jürgen Hohl zunächst gereinigt und restauriert. Durch seine vielfältigen Kontakte konnte er seine Sammlung, die aus Oberschwaben, Vorarlberg und Bayern stammt, erfolgreich zusammentragen und so eine ansehnlichen Ausstellung aus orginalen und nachgearbeiteten Figuren der Öffentlichkeit vorstellen. Bei Jürgen Hohl können Interessierte auch Kurse zur Herstellung von Fatschenkindern und weiterer Gegenstände des religiösen Brauchtums belegen. Weitere Informationen gibt es auf der Webseite des Museums für Klosterkultur. Quellen: Führung durch das „Museum für Klosterkultur“ mit Brauchtumsforscher Jürgen Hohl, |