Eglofs

Der Pestfriedhof in Eglofs - Ruhestätte für Pesttote, Soldaten „Kapitalverbrecher" und „Landarme“

Der  Argenbühler Teilort Eglofs beherbergt einen der letzten Pestfriedhöfe im württembergischen und bayerischen Allgäu. Auch hier hatte der 30 jährige Krieg ( 1618-1648) seine zerstörerischen Spuren hinterlassen.
Die Kriegsereignisse und die Pest rafften viele Menschen dahin. Die Pesttoten wurden vielerorts außerhalb der Gemeinde in einem eigenen Friedhof  beigesetzt, um ihnen eine würdige Ruhestätte zu geben, und die ansteckenden Krankheit außerhalb der Gemeinde zu bekämpfen.

Gründung 1628

Aus dem Pfarrarchiv der Pfarrei Eglofs geht hervor, dass der Pestfriedhof im Jahre 1628 gebaut worden ist, um Pesttoten, Soldaten, „Kapitalverbrechern“ und „Landarmen“ eine letzte Ruhestätte außerhalb des Ortes zu ermöglichen. 
Der Eglofser Pfarrer Lorenz Klein (1623-1630) führte in einer eigenen Liste 52 Pesttote auf. Er fügte hinzu: „ Sie starben im Herrn und mögen auf dem neuen Friedhof in Christus ruhen“.
Danach wurden die Eintragungen der Pesttoten im Pfarrarchiv weniger.

Auch  Kapitalverbrecher, welche der „Blutrichter von Eglofs“ mittels Kopfabschlagen ins Jenseits befördert hatte, ruhen auf diesem Friedhof.
Ein Mann, der von den Vögeln bereits angefressen war und abseits des Ortes tot aufgefunden wurde, fand dort ebenfalls seine letzte Ruhe. 

Pestfriedhof
Eine Gedenktafel berichtet von der Geschichte des Friedhofs

Von Pestdoktoren, Schnabelmasken und langen Pestnasen

In den Pestzeiten während des dreißigjährigen Krieges trauten sich nur wenige Menschen die hochinfektiösen Kranken zu versorgen, ihnen zu essen zu geben, sie zu pflegen und die Toten auf wackeligen Holzkarren zur Bestattung auf die Pestfriedhöfe zu befördern. Dies war die Zeit der Pestdoktoren, wie die Pestärzte damals genannt wurden. Sie waren oftmals Angestellte der Städte und Gemeinden oder „freiberuflich“ tätig. Diese Pestdoktoren waren ausgestattet mit langen Pestnasen, Schnabelmasken Schutzanzügen, einem „ gewachstem Stoffmantel“ und Handschuhen, die vor der Ansteckung schützen sollten. Mit einem langen Stab konnten die Pestdoktoren die Erkrankten auf Abstand halten.

Wohlriechende Gewürze als Schutz vor üblem Pestgeruch

Der Schnabel der Maske, auch Pestnase genannt, war mit allerlei Duftstoffen, Kräutern und Flüssigkeiten gefüllt. So sorgten Wacholder, Amber, Zitronenmelisse, grüne Minze, Gewürznelken für den Schutz der Pestärzte vor Ansteckung und zugleich dafür, dass der eklige Pestgeruch nicht eingeatmet werden musste. Diese Schnabelmasken waren mit verdunkeltem Gläsern versehen, die ebenfalls den direkten Kontakt mit den Pestkranken verhindern sollten.

Pestfriedhof
Pestdoktor mit Schnabelmaske
Tafel
Pest und Bevölkerungsverluste in Ravensburg
(Ausstellung "Museum im Humpisquartier")
 

Anmerkung: Internet und einschlägige Literatur sind voller Hinweise und Berichte über die Pestkrankheit. Anlässlich des 370- jährigen Jubiläums zum Ende des  dreißigjährigen Krieges (1618-1648) sind Bildvorträge, Ausstellungen und vielfältige  Veröffentlichungen angeboten worden. Daher möchte ich mich nur auf die Person des Pestdoktors beschränken.

Quellen: Ausstellung im Museum Humpisquartier Ravensburg, einschlägige Literatur, Berichte von Heimatforschern, Internet und eigener Quellensuche.

Peter Treiber
November 2018

Eglofs letzte Hexe

Kreuz
Nur das Kreuz erinnert noch  an den ehemaligen Eglofser  Pestfriedhof

Im Jahre 1743 wurde in der Gemeinde Eglofs die letzte Hexe verbrannt. In Wirklichkeit war sie jedoch eine Giftmischerin, die ihre Stiefmutter und ihre Stiefgeschwister vergiftet hatte.
Noch am 22.7. 1828 wurde zum Gedenken an die Pesttoten eine Prozession auf diesen Friedhof gehalten.

Gründung der Sebastiansbruderschaft

Die Gründung der Sebastiansbruderschaft im Jahre 1614 verbanden die Eglofser mit einem Gelübde, dass von Kreuzerhöhung ( 14.September ) bis zum Fest der Kreuzauffindung ( 3. Mai) keine öffentlichen Tanzveranstaltungen stattfinden durften.
In neuerer Zeit wurde dieses Gelübde jedoch durch ein anderes Opfer abgelöst. Man vermutet, dass dieses Gelübde dazu beigetragen hat, dass die Pest und der 30 jährige Krieg in  Eglofs nicht so stark gewütet hatten. 

Fronleichnamsprozession und Feldgottesdienst

Die Fronleichnamsprozession führte in früheren Jahren immer auf den Eglofser Pestfriedhof , in dem ein zweiter Altar aufgebaut worden war. Der Pestfriedhof war auch der Ort, an dem früher Feldgottesdienste gefeiert worden sind.

Außer einem Kreuz und einer Gedenktafel, auf der die Geschichte des Friedhofs dargestellt ist, erinnert nur noch eine Hainbuchenhecke an den geschichts-und schicksalsträchtigen Ort, von dessen Existenz nicht einmal mehr alle Eglofser Bürger wissen.