Der Argenbühler Teilort Eglofs beherbergt einen der letzten Pestfriedhöfe
im württembergischen und bayerischen Allgäu. Auch hier hatte der 30 jährige
Krieg ( 1618-1648) seine zerstörerischen Spuren hinterlassen. Gründung 1628 Aus dem Pfarrarchiv der Pfarrei Eglofs geht hervor, dass der Pestfriedhof
im Jahre 1628 gebaut worden ist, um Pesttoten, Soldaten, „Kapitalverbrechern“ und „Landarmen“ eine letzte Ruhestätte außerhalb des Ortes zu ermöglichen. Auch Kapitalverbrecher, welche der „Blutrichter von Eglofs“ mittels Kopfabschlagen ins Jenseits befördert hatte, ruhen auf diesem Friedhof. |
Eine Gedenktafel berichtet von der Geschichte des Friedhofs |
In den Pestzeiten während des dreißigjährigen Krieges trauten sich nur wenige Menschen die hochinfektiösen Kranken zu versorgen, ihnen zu essen zu geben, sie zu pflegen und die Toten auf wackeligen Holzkarren zur Bestattung auf die Pestfriedhöfe zu befördern. Dies war die Zeit der Pestdoktoren, wie die Pestärzte damals genannt wurden. Sie waren oftmals Angestellte der Städte und Gemeinden oder „freiberuflich“ tätig. Diese Pestdoktoren waren ausgestattet mit langen Pestnasen, Schnabelmasken Schutzanzügen, einem „ gewachstem Stoffmantel“ und Handschuhen, die vor der Ansteckung schützen sollten. Mit einem langen Stab konnten die Pestdoktoren die Erkrankten auf Abstand halten. Wohlriechende Gewürze als Schutz vor üblem Pestgeruch Der Schnabel der Maske, auch Pestnase genannt, war mit allerlei Duftstoffen, Kräutern und Flüssigkeiten gefüllt. So sorgten Wacholder, Amber, Zitronenmelisse, grüne Minze, Gewürznelken für den Schutz der Pestärzte vor Ansteckung und zugleich dafür, dass der eklige Pestgeruch nicht eingeatmet werden musste. Diese Schnabelmasken waren mit verdunkeltem Gläsern versehen, die ebenfalls den direkten Kontakt mit den Pestkranken verhindern sollten. |
Pestdoktor mit Schnabelmaske |
Pest und Bevölkerungsverluste in Ravensburg (Ausstellung "Museum im Humpisquartier") |
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Anmerkung: Internet und einschlägige Literatur sind voller Hinweise und Berichte über die Pestkrankheit. Anlässlich des 370- jährigen Jubiläums zum Ende des dreißigjährigen Krieges (1618-1648) sind Bildvorträge, Ausstellungen und vielfältige Veröffentlichungen angeboten worden. Daher möchte ich mich nur auf die Person des Pestdoktors beschränken. Quellen: Ausstellung im Museum Humpisquartier Ravensburg, einschlägige Literatur, Berichte von Heimatforschern, Internet und eigener Quellensuche. Peter Treiber |
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Im Jahre 1743 wurde in der Gemeinde Eglofs die letzte Hexe verbrannt. In Wirklichkeit war sie jedoch eine Giftmischerin, die ihre Stiefmutter und ihre Stiefgeschwister vergiftet hatte. Gründung der SebastiansbruderschaftDie Gründung der Sebastiansbruderschaft im Jahre 1614 verbanden die Eglofser mit einem Gelübde, dass von Kreuzerhöhung ( 14.September ) bis zum Fest der Kreuzauffindung ( 3. Mai) keine öffentlichen Tanzveranstaltungen stattfinden durften. Fronleichnamsprozession und FeldgottesdienstDie Fronleichnamsprozession führte in früheren Jahren immer auf den Eglofser Pestfriedhof , in dem ein zweiter Altar aufgebaut worden war. Der Pestfriedhof war auch der Ort, an dem früher Feldgottesdienste gefeiert worden sind. |
Außer einem Kreuz und einer Gedenktafel, auf der die Geschichte des Friedhofs dargestellt ist, erinnert nur noch eine Hainbuchenhecke an den geschichts-und schicksalsträchtigen Ort, von dessen Existenz nicht einmal mehr alle Eglofser Bürger wissen. |