Bauernregeln Wenn dunkel der Dezember war, Watet die Krähe zur Weihnacht im Klee, |
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Über die Vorbereitungszeit auf Weihnachten ist schon viel geschrieben, erzählt und veröffentlicht worden. Wenig bekannt ist jedoch die Nikolausbruderschaft in Wangen.
Doch bevor darauf näher eingegangen werden soll, möchte ich an die besonderen
Wochen und Tage vor Weihnachten erinnern, an die Adventszeit. Advent heißt Ankunft, Warten auf den Erlöser wie einst das Volk Israel.
Es ist eine erwartungsvolle, besinnliche und nachdenkliche Zeit, die in ihrer Stille, ihrem Brauchtum und in ihrer Festlichkeit zu einem jährlichen Familienereignis werden soll. Wir erinnern uns vielleicht noch an unsere Kindheit mit weniger Hektik, weniger Unruhe und weniger Vorweihnachtsstress.
Kaum ist der wolkenverhangene November mit seinen stillen Gedenktagen (Allerheiligen,Allerseelen, Volkstrauertag, Buß-und Bettag und Totensonntag) zu Ende gegangen, beginnt mit dem letzten Sonntag im November der erste Advent und damit auch ein neues Kirchenjahr. In der Adventszeit werden vor allem die Heiligen verehrt, die in ihrem sozialen Umfeld erfolgreich Hilfe geleistet haben. So bildeten sich viele bekannte Legenden um den heiligen Martin (11. November), die heilige Barbara (4. Dezember) und den heiligen Nikolaus (6.Dezember), einst Bischof von Myra, in der heutigen Türkei. Sie zu feiern und ihrer zu gedenken gehört in die Gemeinschaft der Familie, der Schule, der Nachbarschaft und der gleichgesinnten Freunde.
Mit einem Kirschzweig, Mit einem Kirschzweig [Gedicht zum Barbaratag (4. Dezember) |
Die Barbarazweige, die am 4. Dezember im Garten geschnitten, in eine Vase mit Wasser gestellt und in der warmen Stube aufbewahrt werden, erblühen an Weihnachten. Sie symbolisieren die Vorfreude auf den Frühling. Statt Kirschzweige sind es hier Forsythienzweige, die bereits kleine gelbe Blüten zeigen. |
Das „Brötlebacken“, der Adventskranz, die Feier der Roratemessen , die Weihnachts-
märkte und der Adventskalender gehören ebenso zum christlichen und familiären
Brauchtum wie die musikalischen Abende mit Adventsgebäck, Adventsliedern , Stubenmusik , besinnlichen Geschichten und das Basteln von Sternen und buntem
Christbaumschmuck. In manchen vor allem ländlichen Gegenden gibt es
noch heute den alten Brauch der „Herbergsuche“. Dort wird eine Marienfigur von Haus zu Haus getragen . Immer wenn diese einer Familie übergeben wird, findet dort eine kleine Feier statt. Zu den Liedern und Gebeten gehören natürlich auch Weihnachtsbrötle und heißer Tee. So wird die Statue immer weitergegeben
-von Familie zu Familie- bis sie an Weihnachten wieder zu ihrer Ausgangsfamilie zurückgekehrt ist.
Die Wangener Nikolausbruderschaft hat zum Ziel : „Offenheit für Mensch und Zeit“
und „ tätige Nächstenliebe“.
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Über die Gründung der Nikolausbruderschaft in Wangen gibt es kein Protokoll und
nur wenige Aufzeichnungen. Nach den Aussagen eines führenden Mitglieds
verzichteten die Gründungsmitglieder bewusst darauf, um die Gründung vor den
Nationalsozialisten geheim zu halten und ihnen keinen Vorwand für ein Verbot
zu liefern.
Trotzdem ist das Gründungsdatum bekannt:
Die Gründung erfolgte am 06. Dezember 1934 im Gasthaus zum Sattel (Sattel 2),
außerhalb der Altstadt, Richtung Lindau.
Der Bruderschaft gehören zur Zeit (2009) 120 Mitglieder an. Der Jahresbeitrag
beträgt derzeit (2009) drei Euro jährlich. Die Mitglieder treffen sich zu einer
Jahreshauptversammlung immer am Nikolaustag (6. 12.)vormittags im Gasthaus zum Sattel. Dort wird der Rechenschaftsbericht des Schriftführers und der Kassenbericht des Kassiers verlesen. Der Nikolaus, der immer von einem Mitglied dargestellt wird, beschenkt die Teilnehmer mit einem gebackenen „Klosenmann“. Außerdem wird an die verstorbenen Mitglieder gedacht und für sie um den Nikolaustag herum eine Seelenmesse in der nebenstehenden Nikolauskapelle gelesen.
Interessant ist auch, dass die Jahreshauptversammlung immer um 12.00 Uhr mittags
beendet sein muss. Vom Türmchen der Nikolauskapelle erklingt zur Mittagszeit
das Nikolausglöckchen. Patron der Bruderschaft ist der heilige Nikolaus. Weshalb gerade dieser Heilige gewählt worden ist, ist nicht bekannt.
Der Präses der Bruderschaft ist im Augenblick Pfarrer i.R. Wolfgang Figel.
Im folgenden Beitrag soll aus einem Pressebericht von Präses Wolfgang Figel
aus dem Jahr 2001 zitiert werden.
Der Verfasser weist darauf hin, dass es neben der Nikolausbruderschaft , auch die
Ulrichsbruderschaft (Mitglied dürfen nur Geistliche werden) und die „Bruderschaft
zum guten Tod“ gibt.
Wie die anderen Bruderschaften will die Nikolausbruderschaft nicht „Abkapselung und Resignation“ sondern „Offenheit und für Mensch und Zeit“.
In einem Schreiben vom 03.01. 2001 bedankte sich der gebürtige Wangener
Missionar Leopold Scherer, der in Südafrika lebt und arbeitet, für die Aufnahme
in die Bruderschaft und für die ihm überwiesenen Spenden. Er sei ohne
„ weitere Verdienste“ aufgenommen worden und er betrachte dies als „ eine Ehre.“
Präses Wolfgang Figel verwies in seiner Mitteilung abschließend darauf, dass
außer der Nikolausmesse am 6. 12.jährlich noch drei weitere Gottesdienste gefeiert werden.
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Noch heute ziehen die Wangener Nikolaussänger am 05.12. (Vorabend des Nikolausfestes) durch die Straßen der Altstadt
und singen das älteste bekannte lateinische Nikolauslied, das aus dem 14. Jahrhundert
stammt. Die „Klosesänger“ sind heute (seit 1970) Mitglieder der Wangener Feuerwehr. Früher waren es die Schüler der Lateinschule ( 1329) , später „ Volksschüler“ und Gymnasiasten. Am Schluss des Liedes erbaten die Sänger
eine kleine Gabe, daher der Liedzusatz am Schluss: „Steck´s in Sack“. Die
heutigen Nikolausänger sammeln für bedürftige Mitbürger.
1. Nicolai festo, bone Jesu, presto, suos cum gaudendo famulos commendo corde celebrare secum triumphare. saeculorum steck`s in Sack! |
3. Domino cantamus et benedicamus Nicolai festo! Ex corde modesto gratias agamus saeculorum saecula |
2. Iste puer magnus omni laude dignus coepit ieiunare et a lacte stare per sextam et quartam degens vitam rectam. |
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Von diesem lateinischen Nikolauslied haben Artur Angst und Berthold Büchele eine deutsche Übersetzung verfasst. Für die Veröffentlichung habe ich diese von B. Büchele ausgewählt, da sie in Reimform geschrieben ist. |
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1. Heut an Niklaus Festtag,
Jesus, ich Dir Dank sag, voller Freud´ ich singe, mit den Gläub`gen bringe ich mein Herz, zu loben Nimm die Gabe,“steck`s in Sack“! |
3. Lasst dem Herrn uns singen |
2. Schon als Kind er groß war, bringet ihm drum Lob dar, wollt`mit Fastenleben Gott die Ehre geben, Mittwoch nur und Freitag trinken er die Milch mag. |
Literaturhinweis: Durch das Jahr-durch das Leben, Hausbuch der christlichen Familie, Kösel 1986 Berthold Büchele, „Vom Klosetag bis Wihnächte, Lieder und Bräuche aus dem württembergischen und bayerischem Westallgäu“ Verlag: Verein zur Pflege von Heimat und Brauchtum Ratzenried e.V. 1996 Eigene Nachforschungen, Pressemitteilung und Briefe der Nikolausbruderschaft.
Zum Bild (links): |
Anmerkung: In einer Zeit der Hektik und der Kurzlebigkeit sollen die Beiträge
zu den Bräuchen vergangener Zeiten zur Besinnung, zum Nachdenken und zur
Stille beitragen. Der Begriff Heimat umfasst auch Herkunft, Geschichte , Brauchtum, alte Texte und Lieder. Sind sollen auch für uns heute Lebenden eine Quelle sein,
aus der wir Kraft und Freude schöpfen können.
In diesem Sinne wünsche ich viel Freude am Lesen und Betrachten.
Peter Treiber
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Krippe der St. Martinskirche |
Krippe im "Klösterle" |
Jedes Jahr vor Weihnachten werden die während des Jahres gut verwahrten Weihnachtskrippen aus dem Keller oder von der Bühne geholt und mit Eifer und Freude in Kirchen, Kapellen und in den Wohnzimmern aufgestellt. Jung und Alt erfreuen sich an den biblischen Figuren aus Ton,
Holz oder Wachs. Einige Krippen sind sehr alt und kostbar. In manchen
oberschwäbischen Städten gibt es nach den Feiertagen Busreisen zu den
bekanntesten Krippen der Umgebung. Aus der Vielzahl der Weihnachtskrippen sollen die bekannten Krippen der Wangener Spitalkirche, der Martinskirche und des „ Klösterle“, also der Klosterkirche der Franziskaner, gezeigt werden. |
Krippendarstellung in der Seitenkapelle des ""Klösterle" |
Weihnachtskrippe in der Spitalkirche |
Krippenberg mit Hochzeit zu Kana |
Krippenberg der Spitalkirche Die Krippe der Spitalkirche stammt aus dem 19. und aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die „Gliederfiguren" sind aus Wachs und stellen in vier Ebenen Szenen aus dem Neuen Testament dar. Über das biblische Ereignis der Geburt Jesu wird anschaulich und abwechslungsreich berichtet. Die Lobpreisungen der Engel, die Verkündigung der Geburt des Erlösers, die Volkszählung, die Anbetung der Hirten und der Weisen, der Zorn des Königs Herodes, die nachfolgende Flucht nach Ägypten, die Darbringung Jesu im Tempel und die Hochzeit zu Kana als erstes Wunder Jesu finden in figürlichen Bildern ihrer jeweilige Platz auf dem Krippenberg. Außerdem sind der Hl. Franziskus, der Schutzpatron der Tiere, Wegbereiter der Weihnachtskrippe und der Eremit Hieronymus mit dem Löwen abgebildet. In der dritten Ebene finden Menschen des Alltags wie Zimmermann, Jäger und Müller den Bezug zu unserer Zeit. |
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Hochzeit zu Kana -im Hintergrund : Musikanten |
Biblische Szenen |
Hauptaltar der Spitalkirche |
Darstellung der Hl. Familie |
Die Darstellungen (Bilder aufgenommen in der Weihnachtszeit 2011) zeigen eine ungewöhnlich vielseitige Krippenlandschaft, die mit viel Liebe zum Detail jedes Jahr neu aufgebaut wird.
Bis Mariä Lichtmess, 2. Februar 2012, wird die Krippe zu bewundern sein. Dann gilt es zu warten bis zum nächsten Weihnachtsfest.