Justinus Kinzelmann war der letzte Raubmörder, der in Wangen öffentlich durch das Schwert hingerichtet worden war. Man schrieb den 27. Januar 1842. Der Gefangene verbrachte die letzte Nacht vor seiner Hinrichtung im Gefängnis im Ratloch. (Rathausturm). |
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Noch heute kann der Besucher diesen Raum in Augenschein nehmen. Er enthält den Stuhl, auf dem Justinus Kinzelmann hingerichtet worden ist, den Holzknüppel mit dem der Täter seinen Raubmord verübt hat und den gebrochenen Stab, der an der Rückenlehne des Stuhles befestigt ist und der das endgültige Todesurteil bedeutet hat. "Eurer Leben ist verwirkt! Scharfrichter, waltet Eures Amtes!" |
Gefängnis mit Tatwerkzeug an der Wand, in der Ecke der Stuhl mit dem gebrochenem Stab, auf dem Justinus Kinzelmann hingerichtet worden ist. |
Noch eine Bemerkung am Rande: Der Beruf des Scharfrichters galt als unehrenhaft. Niemand wollte etwas mit ihm oder dessen Familie zu tun haben. Meist kam er von auswärts und verschwand nach vollbrachter Tat und nach erhaltenem Lohn wieder. Doch was hatte unser Todeskandidat Justinus Kinzelmann eigentlich verbrochen? Der gelernte "Zimmergeselle" stammte aus Pfärrich. Heute ist dieses Geschlecht in Pfärrich ausgestorben, da der letzte Träger dieses Namens im Jahre 1853 verstorben ist. Justinus wurde 1816 als Sohn des Schreiners und Mesners Josef Kinzelmann geboren, wie aus der Pfärricher Pfarrchronik hervorgeht. Also: Am 31. Juli 1841 fuhr Kinzelmann auf einem Dampfboot vom Schweizer Ufer nach Lindau, um nach Hause zu gehen. Im "Roten Kreuz" vor Lindau traf er den Fuhrknecht Josef Anton Pfleghaar. Er hatte für seinen Dienstherrn in Lindau Bretter verkauft und dafür 219 Gulden erhalten. Der Fuhrknecht, der aus Oflings bei Deuchelried stammte, zeigte Justinus voller Stolz seinen Geldgurt mit den erhaltenen Gulden. |
Die Tür zum Gefängnis |
Im Hasenwald, bei Gasthaus "Schwarzer Hasen" hat Kinzelmann, der zuvor unter einem Vorwand vom Fuhrwerk abgestiegen war und im Gehölz auf Pfleghaar gewartet hatte, den Fuhrknecht von hinten mit einem Holzprügel einen so schweren Schlag auf den Kopf gegeben, dass dieser vom Wagen gefallen war. Es folgten weitere schwere Schläge auf den Kopf des am Boden Liegenden. Dessen Schädel soll von der Wucht der Schläge in 43 Teile zersplittert sein. Er starb nach wenigen Stunden im Alter von 45 Jahren. Der Rest ist kurz erzählt: Der Verdacht fiel rasch auf Justinus Kinzelmann, den Zeugen auf dem Fuhrwerk neben dem später Getöteten gesehen hatten. Sägewerksbesitzer Max Hackspiel machte sich am 3. August auf, um den Verdächtigen in dessen Arbeitsstelle in Schweiz ( Kanton Thurgau) aufzusuchen und festzunehmen. Kinzelmann leistete keinen Widerstand. Er ließ sich von Max Hackspiel über die nahe badische Grenze führen und gestand auch den Mord. Vor seiner Flucht übernachtete er in Büchel ( heute Amtzell) und bestahl noch den Wirt, bei dem er genächtigt hatte. Danach wurde er im Gasthaus "Zur Gams" in Lindau gesehen. Der Raubmörder wurde dann zum "Königlichen Oberamtsgericht" nach Wangen überführt, wo er bald darauf verhört und gestanden hatte. Weiter heißt es in der Chronik: "Seine Königliche Majestät habe wegen der Schwere des begangenen Verbrechens das Urteil bestätigt und keine Gnade walten lassen". |
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