Das 15. Jahrhundert war eine „verhexte“ Zeit. Sie war geprägt von Hexenverfolgungen, Anklagen wegen Hexerei, Verleumdungen, aufwändigen Hexenprozessen und Hexenverbrennungen. Neben der staatlichen Gerichtsbarkeit sprachen auch kirchliche Gerichte, die Inquisition, unschuldige Frauen, junge Mädchen, gelegentlich auch Männer der Hexerei für schuldig. Die Todesstrafe durch Verbrennen beendete die Leiden der Verurteilten, die zuvor alle grausamen Foltermethoden kennen lernen mussten. Leider spielten damals die Dominikaner eine recht unrühmliche Rolle. Sie waren grausame Ankläger und Richter zugleich.
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Hexenprozess (Fotos entnommen aus der Hexenausstellung im Humpisqartier) |
Die „Schuld“ der angeklagten Frauen und Mädchen. Gab es Unwetter, Hungersnöte, Unglücke , Pesterkrankungen, Hagel , Blitze und Donner – immer waren junge Frauen daran schuld. Sie wurden oft von Nachbarn, Familienangehörigen oder Stadt -und Dorfbewohnern angezeigt. Die Anklage lautete Teufelsbuhlschaft, ein Verhältnis mit dem Teufel zu haben. Die Suche nach dem Teufelsmal ging den Prozessen voraus. Unter der Folter auf dem Streckrad , dem Strecken der Glieder mittels Seilen, dem Sitzen auf dem Folterstuhl, der Wasserprobe, der Feuer-und Nagelprobe gestanden die Angeklagten ihre Verbindung mit dem Teufel. Eifrig und nicht ohne Begierde ließen die städtischen Richter und auch die „ehrwürdige“ Geistlichkeit den angeklagten Frauen das Schandkleid entfernen und die Haare scheren, um auch an den intimsten Stellen ihres geschundenen Körpers nach dem Teufelsmal zu forschen, das auch bald entdeckt worden ist. Es handelte sich meist um ein Muttermal, das als Beweis der Buhlschaft mit dem Teufel herhalten musste. Schmerzte oder blutete es nicht nach einem Einstich, war das Teufelsmal echt. Ein Amulett aus Mardergebiss konnte die Menschen vor dem „ Unwesen“ der Hexen retten. Sabine Weigand beschreibt in ihrem historischen Roman „ Die Seelen im Feuer“ äußerst spannend die Hexenverfolgungen, die Demütigungen der Angeklagten vor der weltlichen und geistlichen Gerichtsbarkeit und die bösartigen Intrigen des Jahres 1626 in Bamberg. |
Grüner Turm mit Frauentor in Ravensburg |
Andreas Schmauder und weitere Autoren beschreiben in ihrem Buch „Frühe Hexenverfolgungen in Ravensburg und am Bodensee“ wie Agnes Bader und Anna Mindelheimer als Hexen vom Stadtgericht Ravensburg zum Tode durch Verbrennen verurteilt worden sind. Nach ihren Aussagen wurden weitere
48 Frauen im Bodenseeraum am Ende des 15. Jahrhunderts als Hexen verbrannt. In Wangen wurden neun Hexen und in Isny sieben Hexen verbrannt. Außerdem wird berichtet, dass der Päpstliche Inquisitor Heinrich Kramer, der die Hexenprozesse in Ravensburg persönlich durchgeführt hat, von Kaplan Johannes Gremper von der Liebfrauenkirche in Ravensburg als Belohnung von Papst Innozenz VIII zum Pfarrer von Isny befördert worden ist. Hiervon existiert auch eine Urkunde. |
Grüner Turm in Ravensburg (letztes Gefängnis vor der Verurteilung) |
Folterstuhl mit Hexenhemd |
Ihre letzte Nacht vor der Hinrichtung verbrachten die zum Tode Verurteilten im „ Grünen Turm“ in Ravensburg. Das lesenswerte Buch „ Frühe Hexenverfolgungen in Ravensburg und am Bodensee „ berichtet darüber ausführlich und mit viel Detailkenntnissen.
Dort sind auch die Begriffe „Hexenzauber, Hexenhemd, Hexensabbat , (Hexentreffen)“ genau beschrieben. |
Hexenbegegnung (Fotos entnommen aus der Hexenausstellung im Humpisqartier) |
Verwendete, gelesene und empfohlene Literatur: „Hexen im Mittelalter“ Eine Illustrierte Geschichte der Hexen und ihrer Verfolger von Susan Greenwood, Reichelsheim 2003 Übrigens waren die Hexenprozesse nicht nur ein Problem der Katholischen Kirche. Auch Martin Luther hatte in einer Predigt die bereits die Verfolgung und Verurteilung und Verbrennung der „Hexen“ gefordert. |
Die Hexe im Märchen stellt eine bösartige alte Frau mit einer langen
krummen Nasse, mit rotem Haar und einem Buckel dar. Sie ist eine „hagere Gestalt mit Stock und Kopftuch“ Sie ist meist
„missgestaltet" und in Zauberkünsten bewandert“. (Winfried Freund:
Schnellkurs Märchen S. 105 )
Die Märchenhexe kann ihre Gestalt verändern und lebt meist alleine im Wald.
In den Märchen der Brüder Grimm kommt die Hexe in 50 Texten vor.
Sie besitzt Zauberkräfte. Bekanntestes Beispiel ist das Märchen „ Hänsel und
Gretel“ oder“ Schneewittchen und die 7 Zwerge“
In russischen Märchen lebt die Hexe meist in einem kleinen Häuschen , das auf Hühnerbeinen steht und sich drehen kann.
Verwendete Literatur:
Winfried Freund: Schnellkurs Märchen DUMont Literatur und Kunst Verlag, Köln 2005
Ulf Diederichs „Who´s who im Märchen , Deutscher Taschenbuch Verlag
München 1995
Christoph Daxelmüller:“ Aberglaube, Hexenzauber ,Höllenängste .“- Eine Geschichte der Magie dtv Verlag München 1993
Die letzte Hexe in Kempten
Die Magd Anna Schwegelin wurde am 4. April 1775 als letzte Hexe in Kempten zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde aber nie vollstreckt. Anna Schwegelin starb 1881 im Gefängnis, in das sie nach ihrer Verurteilung eingeliefert worden war. Für die Menschen ging in der Renaissance die Zeit des Grauens und der Angst zu Ende und es folgte die große Befreiung und der Aufbruch in ein neues Zeitalter.
Doch in Teilen Afrika und Südamerikas werden Frauen als Hexen brutal verfolgt und hingerichtet, wie die Ausstellung im Ravensburger Humpis-Quartier deutlich macht.
Der Hexensabbat treibt seine Blüte bis in die heutige Zeit. Der Sage nach treffen sich Hexen der Region noch heute höchst geheim in der Nacht
zum 1. Mai , der Walpurgisnacht, auf
dem Blocksberg im Harz zum alljährlichen Hexentanz . Punkt 1 Uhr sind sie so schnell verschwunden wie sie gekommen sind.
Niemand hat sie je gesehen oder ihr geheimnisvolle Treiben beobachten können.
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Hexen beim Narrensprung |
Schwäbisch- alemannische Fastnachtshexe |
Zur schwäbisch-alemannischen Fastnacht gehört die Figur der Hexe
einfach dazu. Die Hexe trägt eine wertvolle gräuliche Holzmaske,
klettert beim Narrensprung die Hauswände hoch, entführt junge
Mädchen und teilt den Kindern Bonbons aus. Hexen müssen sich an
die Umzugsregeln halten und dürfen trotz ihrer angsterregenden Masken keinen Schrecken verbreiten. Vor allem die Aulendorfer Hexen sind in Oberschwaben bekannt. Schlussbemerkung In diesem Sinne wünsche ich den Lesern Freude am Entdecken und Lust am Lesen. Dazu soll auch die angegebene Literatur dienen. Peter Treiber |